Wer in letzter Zeit in der Wiener Innenstadt zwischen der Ankeruhr am Hohen Markt und dem Lugeck-Platz die Augen gen Himmel gerichtet hat, dem ist sie bestimmt aufgefallen: Eine riesige, gewölbte Konstruktion aus Stahl, hoch oben auf dem Dach des »Lamée Hotels« an der Rotenturmstraße.
Das metallene Bauwerk ist ein wichtiger Teil der neuen »Lamée Rooftop Bar«. Dank der hohen Lage im neunten Stock bietet die Bar einen seltenen Rundumblick aus dem 1. Bezirk über die Dächer von Wien: vom Stephansdom, der zum Greifen nahe scheint, bis hin zum sechs Kilometer Luftlinie entfernten Kahlenberg. In wenigen Tagen können sich die ersten Gäste davon überzeugen – Falstaff bekam exklusiv vorab Einblick.
Das 15 Tonnen schwere Stahlvorrichtung auf dem Dach wurde im Zuge der Renovierung als Standbein und Gerüst für zwei Sonnensegel installiert. Insgesamt 170 Quadratmeter leichte, weiße Ballonseide sind daran befestigt, bei Bedarf wird der Stoff per Knopfdruck über die ganze Terrasse ausgefahren.
»Am Spätnachmittag, wenn die Sonne ihre Strahlen mal zu großzügig streut, gibt uns das willkommenen Schatten«, erzählt Denisa Friedl, die neue Pächterin der »Lamée Rooftop Bar«, während der exklusiven Führung. »Und es ist so leicht, dass es in späteren Abendstunden, wenn die bunten Lichter der ganzen Stadt durchscheinen, fast durchsichtig wirkt.«
Zusammen mit ihrem Mann Niklas Friedl, mit dem sie auch das französische Bistro »Ma Belle« an der Gumpendorfer Straße betreibt, zeichnet Denisa Friedl für die Renovierung und Wiedereröffnung verantwortlich. Vor über einem Jahr sei ihr von Insidern der Wiener Gastroszene »zugetwitschert« worden – wie sie mit einem Augenzwinkern sagt – dass die Bar verfügbar würde und war von der Idee sofort begeistert. Die Friedls legten der Hotel-Besitzerfamilie Lenikus ein Konzept vor, das begeisterte: Im Oktober vergangenen Jahres starteten die Renovierungsarbeiten.
Neues Segel am Dach
Dank des neu installierten Segels soll die Lamée Rooftop Bar jetzt wetterfest und rund ums Jahr nutzbar sein. Im Winter hält der Stoff die Wärme, im Sommer spendet er Schatten, und falls sich ein Regenschauer oder Sommergewitter ankündigt, lässt es sich wie ein elektrisches Zelt an Seilzügen innerhalb von zwei Minuten komplett über dem Rooftop aufspannen.
Im ausgefahrenen Zustand nimmt das Segel die Bewegungen des Windes mit und verbreitet eine mediterrane Leichtigkeit auf dem Dach. Dieses Flair wird unterstrichen vom schlanken Mobiliar und großen Olivenbäumen, aus deren Töpfen – dank cleverem Akustik-Design– die Lounge-Musik erklingt.
Als Blickfang thront eine große Bar in der Mitte der Terrasse. Ihre handgearbeitete Vertäfelung ist in schweren gold-schwarzen Tönen gehalten – ein wunderschöner, harmonischer Kontrast zum luftigen Ambiente und passend zu den großen, gold-schwarzen Lampenschirmen – sie schenken am Abend warmes Licht und im Winter Wärme dank ihrer integrierten Heizfunktion.
Hinter dem schwarzgoldenen Tresen hat Barchef Georgios Papanidis das Sagen: Der Grieche übte die co*cktail-Kunst schon in seiner Heimat aus, als Besitzer einer kleinen Bar im Süden von Kreta. Später verschlug es ihn nach Wien, hier traf man ihn beim Bartenden im »Motto am Fluss« oder der »Vinyl Needle Bar«.
Jetzt freut er sich auf die Zusammenarbeit mit Denisa Friedl. »Guten Service findet man in Wien schon oft,« sagt Papanidis, »aber leider mangelt es vielerorts an Gastfreundschaft. Als Grieche sind bei mir Wärme und Herzlichkeit aber oberstes Gebot.« Jeder, der zu ihm an die Bar komme, sei ihm auch als Mensch wichtig. Mit diesem Zugang fand er bei Denisa Friedl Anklang. »Sie teilt diese Vorstellung, auch bei ihr steht Freundlichkeit gegenüber Gästen immer im Vordergrund«, so der Barchef über Friedl.
Papanidis‘ Signature-co*cktails orientieren sich an den neun Stockwerken des Hotel-Gebäudes, beginnend mit einem leichten »French Summer of 24« - einem Erdbeer-Shrub mit Crémant - bis ganz hinauf, wo stärkere Drinks wie »Anise im Wonderland« mit Raki und Absinth warten. Auch Klassiker gibt es natürlich, hier setzt er gerne auf einen ungewöhnlichen Twist, den es in Wien so nicht zu finden gibt: »Dazu gehört zum Beispiel der Tequila Mockingbird‘ mit Wassermelone, Jalapeño und Agave«, so der Barchef.
Wo es möglich ist, verwendet er selbstgemachte Zutaten. Von der Creme de Cacao bis zur Grenadine kommt nichts aus dem Laden und alle Säfte sind täglich frisch gepresst, erklärt Papanidis. Vieles ist auch »Made in Austria«, wie zum Beispiel der Bio-Ingwer-Likör Feuerkuss, Otto Raki aus besten Weißburgunder-Trauben oder Schnäpse aus Österreich.
»Wir rotieren die Auswahl der Drinks alle sechs Monate mit einem wechselnden Winter- und einem Sommermenü,« erklärt er. »Und weil wir schon ab ein Uhr geöffnet haben, gibt es auch leichte Drinks und Mocktails, für alle, die zum Beispiel auch mal während der Arbeit vorbeikommen und den Blick genießen möchten.«
Das angebotene Snack-Menü ist liebevoll ausgetüftelt und auf das co*cktail-Menü abgestimmt. Ebenfalls angelehnt an die neun Stockwerke gibt es neun verschiedene Geschmacksrichtungen aus der ganzen Welt: Je höher, desto weiter geht es in die Ferne. Es startet bodenständig mit Topinambur-Gerichten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, und endet bei einer exotischen Kokos-Nachspeise aus Maui. Dazwischen geht die Fahrt durch Frankreich, Kalabrien, Hawaii und New York. »Von vielen Reisen, die mein Mann und ich erlebt haben, haben wir jeweils einen Touch mitgenommen«, sagt die erfahrene Gastronomin.
Auf der Speisekarte stehen Hot Dogs aus italienischer Salsiccia-Wurst mit Gurken-Salsa und selbstgemachter Mayo, spanische Quesadilla mit Rinderragout und Tomaten-Mayo-Salsa oder knusprige Tacos mit skandinavischem Touch in Form von Garnelen. Auch Veganer und Vegetarier können sich freuen, auf sie warten Gerichte wie hausgemachte Linsen-Falafel.
»Das Interesse an der Bar ist schon vor der Eröffnung enorm«, sagt Friedl. Sogar für den Winter habe sie bereits viele Reservierungen im Kalender. Dank des flexiblen Dachs freuen sich Wiener und Besucher darauf, ihre co*cktails und Speisen auch in kälteren Jahreszeiten an der frischen Luft und mit dem Ausblick genießen zu können.
Beste Lage
»Im ersten Bezirk ist unsere Lage einmalig«, so Friedl. Das mache es auch zur perfekten Location für besondere Anlässe und Feiern. »Wir sind in der neunten Etage und dadurch zwei Stockwerke höher als alle anderen Rooftop-Bars um uns herum.«
Das Team sei bereits perfekt aufgestellt, sagt Friedl. Denn sie und ihr Mann haben schon vor Monaten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeheuert - auch wenn sie die Eröffnung unter anderem der komplizierten Dachkonstruktion nach hinten verschieben mussten.
Wegen der speziellen Lage, der Statik und dem Wind auf dem Hoteldach, mussten Ingenieure für die Überdachung der Lamée Bar besonders lange tüfteln. Im Mai begann der Bau, teilweise musste aus Sicherheitsgründen der Verkehr in der Rotenturmstraße und am Lichtensteg gestoppt werden.
»Kein Wunder, selbst die Schrauben waren überdimensional groß – da mussten wir mit viel Vorsicht agieren«, sagt Denisa Friedl. Das Ganze war nicht billig: Über eine Million Euro habe die Konstruktion des Segels den Hotelbesitzer gekostet.
In der Zwischenzeit liefen im Team schon die gemeinsamen Vorbereitungen, wie Menüplanung und -verkostung, Schulungen, Geschirr und Gläser auswählen. Das habe das Team bereits vor der Eröffnung zusammengeschweißt. »Jetzt freuen wir uns alle riesig auf das Grand Opening,« sagt die Chefin mit einem Lächeln im Gesicht.
Lamée Rooftop Bar, Rotenturmstraße 15, 1010 Wien; Öffnungszeiten: täglich 13:00 - 1:00 Uhr; geplante offizielle Eröffnung: 10. September 2024
